Viele Senioren finden oftmals keine positiven Worte über ihr fortgeschrittenes Alter. Sie sehnen ihre Jugend herbei und lechzen nach der Vergangenheit. Deshalb haben wir mit Frauen und Männern gesprochen, die uns die Vorteile und Möglichkeiten im höheren Alter aufzeigen wollen. Maria, 83, hat mit Hermine, 60, eine Tochter, die ebenfalls schon in Pension ist. Gertrude, 74, und Christiane, 77, leben mittlerweile allein und können trotzdem über viele Freuden in ihrem Leben berichten. Außerdem haben wir das Ehepaar Elfriede, 82, und Rudolf, 81, besucht. In den folgenden neun Punkten wollen wir euch zeigen, was uns unsere spannenden Protagonisten verraten haben

1 . Der technische Fortschritt

Maria genießt die Vorteile des technischen Fortschrittes. „Man kann viele Dinge auch im Alter noch selbst machen, die früher nicht möglich gewesen wären. Heute gibt es z.B. Rasenmäher. Früher musste man alles händisch mit der Sense mähen.” Doch nicht nur die Gartenarbeit wird einem heutzutage erleichtert, auch im Haushalt gibt es einschneidende Veränderungen. „Könnt ihr euch vorstellen, dass man die Wäsche früher in einem Waschtrog gebürstet hat? Ohne Waschmaschine zu leben ist unvorstellbar geworden. Gott sei Dank kann ich somit noch immer meine Wäsche selbst waschen.”


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Selbst der Genuss der täglichen Tasse Kaffee hat sich für Maria verändert. Eine kürzlich durchgeführte GfK-Umfrage zeigt, dass 42% der österreichischen Haushalte eine Kapselmaschine zum Kaffeemachen besitzen. In Marias Jugend gab es noch nicht einmal Kaffeefilter. „Wir haben das heiße Wasser im Häferl durch ein Sieb geleert. Das habe ich immer noch, aber ich verwende es nicht mehr. Der Kaffee schmeckte genauso, aber es war viel aufwändiger.”

2 . „Ich suche meine Erfüllung in der Freizeit”

„Die Psychologie und die Umwelt habe ich für mich entdeckt”, erzählt uns Elfriede. Mittlerweile nimmt sie sich die Zeit, sich mit ihren neuen Interessen zu beschäftigen. Sie liest viele Bücher und „natürlich schaue ich auch gerne fern, entweder mit meinem Mann oder allein während des Nähens”. Christiane ist seit dem Tod ihres Mannes sehr aktiv. Sie trifft sich nicht nur regelmäßig mit ihren Freundinnen im Kaffeehaus oder im Museum, sondern geht auch ihrer großen Leidenschaft, dem Flohmarkt, immer noch mit Freude nach. Denn „meine Erfüllung suche ich in der Freizeit”.

3 . Ein neuer Lebensabschnitt mit neuen Freunden

„Über die Jahre hat sich mein Umfeld und Freundeskreis geändert. Einige sind schon weggestorben und so muss man sich neue Leute suchen, mit denen man sich gut versteht”, erzählt die 83-jährige Maria. Einen entscheidenden Vorteil spielt dabei ihr Wohnsitz: „Bei uns am Land ist es leichter auch im Alter neue Freunde zu finden. Man trifft sich zum Plaudern auf der Straße oder auf Veranstaltungen für Pensionisten. Neulich war ich am Pensionistenball. Ich genieße die Gesellschaft, sitze zusammen und plaudere.”

Rudolf meint, dass seine „neuen Freunde eigentlich schon sehr alte Freunde sind, doch erst jetzt lerne ich sie wieder richtig kennen.” Früher hatte er oft nicht die notwendige Zeit, mittlerweile kann er in diese „Beziehungen wieder eintauchen”. Christiane geht sogar so weit, dass sie mit ihren neuen Freundinnen regelmäßig auf Urlaub fährt. „Manchmal geht´s mit dem Schiff nach Bratislava, oder wie in diesem Sommer für einige Tage nach Kroatien ans Meer.”

4 . „Was ich heute nicht mache, mach ich eben morgen“

„Heute regnet es. Keiner kommt. Ich habe nichts vor. Ich muss nicht raus. Und das ist gut”, so schildert Hermine zufrieden einen ihrer Tage. An diesem Tag kann sie tun und machen, wonach ihr gerade ist. „Ich mache ein wenig Hausarbeit und wenn ich keine Lust mehr dazu habe, setze ich mich vor den Computer und spiele ein bisschen. Was ich heute nicht mache, mach ich eben morgen.” Ohne jede Wehmut fügt sie hinzu: „Ich weiß, je älter ich werde, umso näher kommt das Ende – der Tod. Nach der Pension gibt es nichts mehr. Aber es ist doch schön, dass wir überhaupt in diese Phase kommen dürfen. Ich möchte keinen Tag jünger sein.”


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Umso wichtiger ist ihr in diesem Lebensabschnitt die Flexibilität – die Möglichkeit, jederzeit auf Reisen gehen zu können, sich die Welt anzusehen. Dass diese Flexibilität vielleicht auch mit ihrer finanziellen Situation zusammenhängt und nicht jeder seine Pension so genießen kann, ist ihr durchaus bewusst. Ähnlich sieht das Gertrude. Sie genießt es besonders, ihre täglichen Vorhaben einteilen und je nach Lust und Laune durchführen zu können. Wenn sie gerade keine Motivation findet, ist sie glücklich darüber, dass sie „das Nichtstun in höchstem Maße genießen kann. Einfach lange im Bett oder auf dem Sofa zu liegen – was gibt es denn Schöneres?”

5 . Man muss nicht mehr jeden Tag kochen

Für viele Enkelkinder ist es selbstverständlich, dass ihre Großmütter jeden Tag kochen. Doch dass auch ältere Frauen nicht automatisch den täglichen Drang verspüren in der Küche zu stehen, berichtet Maria: „Manchmal wärme ich mir nur die Reste vom Vortag oder taue mir etwas auf. Ich bin ein bisschen faul geworden, aber das macht nichts, schließlich muss ich nicht mehr kochen.” Fast gleichzeitig betont sie aber vehement, dass sie „trotzdem weiterhin noch gerne kocht.” Wenn Christiane kocht, kommen meistens ihre Kinder oder Enkelkinder. „Es macht am meisten Freude, sobald ich mit meiner Familie zusammensitzen und lachen kann.”

6 . „Kinder sind super, Enkelkinder sind besser“

Mit dem Alter sieht man vieles gelassener und kann sich auch an kleinen Dingen erfreuen. Einige ältere Damen und Herren berichten davon, dass sie früher gewisse Umstände nicht so beachten konnten, weil sie großen Arbeitsstress hatten. Gelassenheit im Umgang mit (Enkel-)Kindern und Beachtung, die diese zumeist einfordern, werden zu essentiellen Eigenschaften im Austausch mit jungen Menschen. „Kinder sind super, aber Enkelkinder kann man noch mehr genießen, weil man sie wieder zurückgeben kann”, berichtet Hermine. Den Grund für die Gelassenheit gegenüber jüngeren Jahren sieht sie in der schwindenden Verantwortung. Auch Rudolf kann bestätigen, dass Enkelkinder keine Last, sondern eine Bereicherung sind. „Für mich ist es die größte Freude, wenn ich meiner Familie helfen kann.”

7 . Zufriedenheit über die eigene Gesundheit und die der anderen

Bei einigen unserer Gesprächspartner kommen mit den Jahren auch ein paar Wehwehchen dazu. Seine Freunde im Wartezimmer beim Arzt zu treffen, ist für ältere Menschen gar nicht so ausgeschlossen. Gesundheit ist keine Selbstverständlichkeit. Je älter man wird, umso zufriedener macht es einen, wenn alle in der Familie gesund sind. Elfriede geht es da genauso: „Ich bin glücklich darüber, dass wir noch so gesund sind. Wir können auf ein erfülltes Leben zurückschauen, bereuen nichts.” Weil genau das nicht selbstverständlich ist, fügt Christiane zufrieden hinzu: „Toll ist für mich, dass ich geistig fit und vital bin. Ich kann mich viel bewegen und machen, worauf ich Lust verspüre.”

8 . Studiere und lerne, aber mache es nur für dich

Der Vorwurf „sinnlos” zu studieren, bekommt in fortgeschrittenem Alter eine gänzlich andere Bedeutung. Die Frage nach der Sinnhaftigkeit seines Magisterstudiums der Volkskunde braucht sich Rudolf nicht mehr stellen. „Meine erste Inskription vor 60 Jahren hat damals nicht geklappt, aber jetzt habe ich es gemacht, für mich. Natürlich bringt es der Allgemeinheit nichts mehr, aber ich habe es mit Freude gemacht.” Nach nur vier Jahren hat Rudolf erfolgreich seinen Abschluss gemacht. Auch das liegt bereits einige Jahre zurück – inzwischen wurde sein Studiengang umbenannt und heißt nun „Europäische Ethnologie”.

9 . Sport & Bewegung

„Sport zu machen hat für mich eine neue Qualität bekommen. In regelmäßigen Abständen habe ich nach meiner Pensionierung Berge bestiegen oder war mit meinen Freunden Tennis spielen. Tennis und auch Schifahren habe ich zwar mittlerweile beendet, dafür sitze ich jetzt wieder häufiger auf dem Fahrrad.” Rudolf genießt die Freiheit und Zeit für die Sportarten seiner Wahl zu haben. Die Gesundheit war ihm dabei bis jetzt wohlgesonnen. Damit auch Christiane noch länger fit bleibt, geht sie regelmäßig walken. „Alleine gehe ich nicht, aber mit meinen Damen raus an die frische Luft zum Walken, das gefällt mir wunderbar. Früher hätte ich dafür nicht die Zeit und Geduld gehabt. Da hat immer alles schnell gehen müssen.”

„Lang lebe der Mensch”

Ältere Menschen sind also noch lange nicht reif für’s Jenseits. Sie arbeiten und lernen. Ihre Freizeitbeschäftigungen finden sie in Kultur, Literatur und Sport. Sie passen sich der Moderne an, aber sie machen es in ihrem Tempo und nach eigener Lust und Laune. Denn wenn sie einmal nicht mehr wollen, dann freuen sie sich über ihre Gesundheit und leben mit ihren neuen Freunden einfach in den Tag hinein.

Matthias Führer
Matthias Führer @mwFuehrer Matthias Führer kann Sport. Er hat den Bachelor für Sportwissenschaft absolviert und ist beruflich als Handballer für die SG Insignis Westwien im Einsatz. Für OIDA hat er nicht nur mit betagten Menschen in den Straßen Wiens gesprochen, sondern auch seine Liebe für den (Anzeigen-)Verkauf entdeckt. Er liebt die Kommunikation und den Umgang mit Menschen. Zusammen mit einem fantastischen Team hat er OIDA in die Unternehmenswelt hinausgetragen.
Gudrun Lunacek
Gudrun Lunacek @GudrunLunacek Gudrun Lunacek machte ihren Abschluss in Marketing & Sales an der FHWien. Sie betreibt die Online-Plattform und die Social Media Kanäle eines Fachverlages. Im Projekt OIDA war sie im Anzeigenverkauf tätig und hat Contents für Social Media produziert. Sie kann den Satz “Mama musst du heute wieder in die Schule?” nicht mehr hören, weiß aber wofür sie dorthin geht. Sie möchte schreiben. Reportagen. Satiren. Bücher.