Lieder wecken Erinnerungen. Sie sind verknüpft mit Personen, Orten oder Dingen, die wir erlebt haben. Auch die eigene Regionalität, Tradition oder Sprache kann durch Lieder vermittelt werden. In der Interview-Serie “Klingendes Gedächtnis” haben wir alte Melodien und damit verbundene Erinnerungen konserviert und jenen eine Stimme verliehen, für die diese Lieder schon seit Jahrzehnten wichtige Wegbegleiter sind.
Die Klänge in Kindheit und Krieg
Das erste gemeinsame Musizieren findet zumeist in der Schule statt. Volkslieder wie Es klappert die Mühle, Weißt du wieviel Sternlein stehen oder Ei Veilchen, liebes Veilchen gehörten schon vor dem ersten Weltkrieg zu den Pflichtliedern in der Schulausbildung und wurden auch noch zur Zeit des zweiten Weltkriegs gerne in der Schule gesungen.
Die Kriegszeit und das Lied der Deutschen
Kriegslieder, Hymnen und Abschiedslieder bestimmten den Alltag der Kinder zu Kriegszeiten. Das Lied der Deutschen wurde 1841 von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben gedichtet. Die Melodie stammte von einer der österreichischen Kaiserhymnen des Komponisten Joseph Haydn. Zur Zeit des Nationalsozialismus wurde von dem dreistrophigen Lied nur die erste Strophe gesungen. Gleich darauf folgte das Horst-Wessel-Lied, das als Parteihymne der NSDAP galt und von dem Sturmführer der SA, Horst Wessel, geschrieben wurde. Das Horst-Wessel-Lied gehörte zu den bekanntesten NS-Propagandaliedern und wurde 1945 verboten. Auch die erste und zweite Strophe vom Lied der Deutschen werden heute nicht mehr gesungen. Die dritte Strophe hingegen wird seit 1991 als offizielle Nationalhymne Deutschlands verwendet.
Das Ende des zweiten Weltkriegs ist auch in der Musik zu spüren, denn die Bevölkerung findet nun wieder mehr Zeit, Musik zu genießen. In dem Volkslied Hoch auf dem gelben Wagen wird das menschliche Leben als Reise in einer Postkutsche beschrieben. Wie der Wagen einer Postkutsche immer fortan läuft, so nimmt auch das Leben seinen Lauf. Auch bei der harten Arbeit am Feld, im Stall oder auf der Weide half gemeinsames Singen die anstrengende und eintönige körperliche Arbeit zu erleichtern. Dadurch entstanden viele Arbeiter- und Handwerkslieder wie etwa, Rundumadum, Wia lustig is im Winter oder Eine Herde weißer Schafe, die alle im Video zu hören sind.
Gemeinsam in lustiger Rund’
Nach der Arbeit wurde in lustiger Rund’ miteinander gesungen und getanzt. Beliebt waren sogenannte „Reigen“ – also Reihentänze, wo alle Tänzer in Ketten oder Kreisen beieinander stehen und die gleichen Tanzschritte machen. Zu den bekanntesten Reigen-Liedern gehören Liebe Schwester tanz mit mir, oder Heißa Kahtreinerle, die beide Tanzaufforderungen an Mädchen sind. Auch Mundart-Lieder wie Nein, nein, nein aber nein stärkten die Gemeinschaft.
Das Radio als Unterhaltungsmedium
Ab den 1930er Jahren hatten immer mehr Familien ein Radio zu Hause. Dieses wurde zur Zeit des Nationalsozialismus vom Unterhaltungsmedium zum Informationsmedium und wurde als Propagandainstrument verwendet. Erst nach und nach ist wieder mehr Musik gespielt worden und auch neue Unterhaltungsformate, wie das Wunschkonzert, entstanden.




Für Nostalgie im Video sorgen...